Raffiniertes Spiel mit Hell und Dunkel
Mit langem Applaus wurde die diesjährige Opernaufführung (Pelléas et Mélisande) der Marburger Schlossfestspiele gefeiert, bei der der Fürstensaal zum französischen Schloss mit traumhaften Sphären zwischen Licht und Schatten wird.
Wie eine Lichtgestalt wirkt die hell gekleidete Mélisande (Tina Lönnmark) mit ihren blonden Haaren und ihrem hellen und dennoch weichem Sopran. Vor Angst erstarrt trifft sie auf Golaud (Christian Backhaus), der auf der Jagd ist und mit seinem schwarzen Ledermantel wie ein Gegenpol zu ihr wirkt. Die beiden Solisten Lönnmark und Backhaus schaffen es dennoch, eine Chemie zwischen ihren Charakteren entstehen zu lassen, spätestens, wenn Mélisande den ihr gegenüber knienden Golaud anleuchtet. Doch es ist dessen Halbbruder Pelléas (Kevin Dickmann) der Mélisandes Herz wirklich höher schlagen lässt. (…) Das Spiel zwischen der hellen Mélisande und der Finsternis im Schloss Allemonde, wo die meiste Handlung stattfindet, hat Enke Eisenberg raffiniert umgesetzt. Bilder von Gisela Weiß (…) greifen die Symbolik des Dramas des Belgiers Maurice Maeterlinck auf.
(…) André Hammerschmied, der musikalische Leiter der Schlossfestspiele, führt diese Durchsichtigkeit in seiner Fassung aus. Begleitet von einem Kammerensemble, bestehend aus Flöte, Oboe und Fagott, spielt Hammerschmied am Flügel fast die komplette Oper hindurch. (…) Die Gefühle werden über die Musik und das Schauspiel der Sänger transportiert, die allesamt mit hervorragenden und kräftigen Stimmen glänzen. (…)
Auch in ihrer sechsten Inszenierung in Marburg zeigt Enke Eisenberg ein feines Gespür für die Architektur des Schlosses. (…) Das Publikum feierte das Ensemble mit einem langen, jubelnden Applaus für die gelungene, moderne und atmosphärisch stimmige Inszenierung dieser oft übersehenen Oper. (…) Tags: Schlossfestspiele Marburg - FRANKREICH
Unscheinbarer Singvogel erobert Kaiser und Kinder
„Chinesische Nachtigall“ war der Star des jungen Publikums im Festspielhaus
Dunkel war es - und ungewohnt: man durfte auf der Bühne sitzen, genauer auf dem Bühnenboden, wenn man noch ein Kind war. Damit waren die jungen Besucher der Kinderoper „Die chinesische Nachtigall“ ganz nahe an den Schauspielern dran. Die Uraufführung der Kinderoper inszeniert vom Ensemble der „Jungen Kammeroper Köln“, war die Hauptattraktion des Kindertags im Baden-Badener Festspielhaus. (...)
Die Nachtigall war aber nicht so einfach zu finden. Erst als Eltern und Kinder in das Suchlied mit einstimmten und sogar einen Kanon wagten, öffnete sich der eiserne Vorhang. Aus dem grün angestrahlten Zuschauerraum/Wald schallten liebliche Töne. (...)
Gereckte Hälse, aufgerichtete Kinderoberkörper - ganz schön gruselig fanden die jungen Zuschauer Patrick Kramar, der in die Rolle des weiß gewandeten Todes schlüpfte. (...)
In letzter Sekunde rette die Nachtigall den Kaiser. Der kam zur Einsicht, wie unrecht er dem kleinen Vogel getan und seinen wahren Wert nicht erkannt hatte. „Wer aus tiefster Seele singt, kommt der Wahrheit nah. Wer mit seinem Herzen hört, sieht die Welt ganz klar.“ So lautet das Fazit, mit dem die Kinderoper in rauschendem Applaus und Fußgetrappel endete.
Tags: Festspielhaus Baden-Baden