Raffiniertes Spiel mit Hell und Dunkel

Mit langem Applaus wurde die diesjährige Opernaufführung (Pelléas et Mélisande) der Marburger Schlossfestspiele gefeiert, bei der der Fürstensaal zum französischen Schloss mit traumhaften Sphären zwischen Licht und Schatten wird.

Wie eine Lichtgestalt wirkt die hell gekleidete Mélisande (Tina Lönnmark) mit ihren blonden Haaren und ihrem hellen und dennoch weichem Sopran. Vor Angst erstarrt trifft sie auf Golaud (Christian Backhaus), der auf der Jagd ist und mit seinem schwarzen Ledermantel wie ein Gegenpol zu ihr wirkt. Die beiden Solisten Lönnmark und Backhaus schaffen es dennoch, eine Chemie zwischen ihren Charakteren entstehen zu lassen, spätestens, wenn Mélisande den ihr gegenüber knienden Golaud anleuchtet. Doch es ist dessen Halbbruder Pelléas (Kevin Dickmann) der Mélisandes Herz wirklich höher schlagen lässt. (…) Das Spiel zwischen der hellen Mélisande und der Finsternis im Schloss Allemonde, wo die meiste Handlung stattfindet, hat Enke Eisenberg raffiniert umgesetzt. Bilder von Gisela Weiß (…) greifen die Symbolik des Dramas des Belgiers Maurice Maeterlinck auf.

(…) André Hammerschmied, der musikalische Leiter der Schlossfestspiele, führt diese Durchsichtigkeit in seiner Fassung aus. Begleitet von einem Kammerensemble, bestehend aus Flöte, Oboe und Fagott, spielt Hammerschmied am Flügel fast die komplette Oper hindurch. (…) Die Gefühle werden über die Musik und das Schauspiel der Sänger transportiert, die allesamt mit hervorragenden und kräftigen Stimmen glänzen. (…)

Auch in ihrer sechsten Inszenierung in Marburg zeigt Enke Eisenberg ein feines Gespür für die Architektur des Schlosses. (…) Das Publikum feierte das Ensemble mit einem langen, jubelnden Applaus für die gelungene, moderne und atmosphärisch stimmige Inszenierung dieser oft übersehenen Oper. (…)

Der Weg zur ewigen Geliebten

Gefeierte Eisenberg-Inszenierung „La Traviata“ in Nordhausen

Was für ein Jubel! Giuseppe Verdis Meisterwerk „La Traviata“ (1853) erlebte in der Inszenierung von Enke Eisenberg (Originalsprache mit Übertiteln) am Theater Nordhausen seine Premiere. (...) Regisseurin Enke Eisenberg spürt der Zeitlosigkeit dieser Handlung sowohl im Generationskonflikt wie auch im alltäglichen Voyeurismus der Gesellschaft nach, die ihre Nase sensationsheischend an jedes Elend drückt. Ihre Regiearbeit ist genau und unmissverständlich. Sie zeichnet die Charaktere fein und detailliert bis in die kleinste Geste. Opfert sich Violetta wirklich oder inszeniert sie ihre Unsterblichkeit? Dieser Frage geht die Regisseurin im floralen Ambiente des ausklingenden Jugendstils (Bühne, treffender ging nicht: Wolfgang Kurima Rauschning und Kostüme Elisabeth Stolze-Bley) nach. (...) Dass sie damit den Publikumsgeschmack traf bezeugten stehende Ovationen am Ende.

Unscheinbarer Singvogel erobert Kaiser und Kinder

„Chinesische Nachtigall“ war der Star des jungen Publikums im Festspielhaus

Dunkel war es - und ungewohnt: man durfte auf der Bühne sitzen, genauer auf dem Bühnenboden, wenn man noch ein Kind war. Damit waren die jungen Besucher der Kinderoper „Die chinesische Nachtigall“ ganz nahe an den Schauspielern dran. Die Uraufführung der Kinderoper inszeniert vom Ensemble der „Jungen Kammeroper Köln“, war die Hauptattraktion des Kindertags im Baden-Badener Festspielhaus. (...)
Die Nachtigall war aber nicht so einfach zu finden. Erst als Eltern und Kinder in das Suchlied mit einstimmten und sogar einen Kanon wagten, öffnete sich der eiserne Vorhang. Aus dem grün angestrahlten Zuschauerraum/Wald schallten liebliche Töne. (...)
Gereckte Hälse, aufgerichtete Kinderoberkörper - ganz schön gruselig fanden die jungen Zuschauer Patrick Kramar, der in die Rolle des weiß gewandeten Todes schlüpfte. (...)
In letzter Sekunde rette die Nachtigall den Kaiser. Der kam zur Einsicht, wie unrecht er dem kleinen Vogel getan und seinen wahren Wert nicht erkannt hatte. „Wer aus tiefster Seele singt, kommt der Wahrheit nah. Wer mit seinem Herzen hört, sieht die Welt ganz klar.“ So lautet das Fazit, mit dem die Kinderoper in rauschendem Applaus und Fußgetrappel endete.

Unterhaltend und durchdacht

Kammeroper Köln spielte Mozarts Zauberflöte für die Volksbühne

Schräg, schrill und frech präsentierte die Junge Kammeroper Köln am Dienstag und Mittwoch Mozarts „Zauberflöte“ im ausverkauften Saalbau. (...) Tolle Stimmen, wunderschöne Duette, ein gut abgestimmtes Ensemble und eine mutige, freche Inszenierung in einem stimmigen Bühnenbild machen „Die Zauberflöte“ zu einem modernen Opernerlebnis.
Als gelungen und bis in den letzten Winkel durchdacht erweist sich Eisenbergs Inszenierung und hat es noch dazu in sich: Es wäre töricht, einen auf den ersten Blick lustige Inszenierung der wohl berühmtesten und meistgespielten Mozartopern rein auf ihren Unterhaltungswert zu reduzieren, denn Enke Eisenberg klischiert intelligent mal mehr mal weniger subtil das in der „Zauberflöte“ dokumentierte Geschlechterverhältnis und die Frauenrolle seit dem 18. Jahrhundert. Die Inszenierung macht deutlich: In dieser Oper findet das eigentliche Leben in den klassischen Geschlechterrollen statt. Eisenbergs Inszenierung schärft den Blick für den offenen Chauvinismus des zu allen Zeiten populären Kulturereignisses „Zauberflöte“.

Mut und Verzweiflung eine Stimme gegeben

„Briefe des van Gogh“: Oper mit Tiefgang im Theater Nordhausen

Das ist nichts für den harmoniebedachten Opern-Normalverbraucher! Für den offenen, den gern auch (nach)denkenden Geist ist Enke Eisenbergs Inszenierung der Mono-Oper „Briefe des van Gogh“ eine Spitzenleistung in Ton, Bild und Regie.
(...) Das ganze Theater unterm Dach ist Bühnenbild an diesem Abend. Die Grenze zwischen Akteur und Publikum ist aufgehoben, das Publikum ist Teil der Handlung, der Ausstattung. (...) „Wird hier gespielt oder kann man sich setzen?“, fragt ein Gast. Bühnenbildner Wolfgang Kurima Rauschning zuckt mit den Schultern. Bald weiß jener Herr, dass an diesem Abend jeder ein Mitspieler ist.
(...) Die junge Regisseurin Enke Eisenberg und Bühnenbildner Wolfgang Kurima Rauschning schufen eine intelligente Inszenierung von großer Symbolkraft. Niemand kann sich den Geschehnissen entziehen, er steckt ganz tief drin. (...)Eigentlich müsste, nein , möchte man sich dieses Werk, für das mir nur ein „Bravo“ einfällt, von jedem Platz aus ansehen.